In der Wüste Syriens

Als junger Mann kam ich 1974 im Alter von 26 Jahren das erste mal als Expeditionsfotograf der deutschen Orientgesellschaft mit Sitz in Berlin-West nach Syrien. Dort habe ich bereits ausgegrabene Funde und wieder freigelegte Teile längst verschütteter Gebäude und Paläste fotografiert. Bei dieser Arbeit lernte ich die dort lebenden Menschen am Euphrat kennen. Alles war für mich fremd: das Land, das Klima, Menschen, Kultur, vor allem aber die Sprache. Aus Ärger über meine fehlenden Sprachkenntnisse habe ich so schnell und viel gelernt, dass ich mich in kurzer Zeit mit den Einheimischen verständigen konnte.

Die Tatsache, dass ich der einzige Fotograf in der Gegend war, half mir beim Kennenlernen der Menschen und ihrer Kultur. Zur damaligen Zeit war es für die Bevölkerung schwierig und teuer in die Stadt zu fahren (100km Piste bis Aleppo), um sich dort ablichten zu lassen. So war ich in den Häusern überall ein willkommener Gast, da stets die Hoffnung auf ein schönes Familienfoto bestand.

Zunächst versuchte ich das Leben in der Wüste, so wie ich es vorfand und wie wir es in unserem Kulturkreis darzustellen lieben, abzulichten. Schnappschüsse im Reportage-Stil sollte meinen Freunden zuhause einen Eindruck vom Leben der Menschen am Euphrat vermitteln. Doch schnell musste ich erkennen, dass diese Art von Fotos weder bekannt noch erwünscht waren. Bei jedem Versuch, einen “lebendigen“, gelungenen Schnappschuss zu machen, erstarrte mein Gegenüber unweigerlich zum Stillstand. Nach anfänglichem Missmut und Gesprächen mit den Menschen dort über die gewünschte Art, sich abbilden zu lassen, begann ich, die Wünsche zu akzeptieren und versuchte, sie im Foto umzusetzen. Das Ergebnis solcher Fotostudien erstaunte mich sehr, zeigen sie doch den Stolz, die Unabhängigkeit und das Selbstbewusstsein dieser Menschen, die noch vor 50 Jahren als Beduinen durch die Wüste zogen. So konnte ich den vielzitierten Stolz dieser Söhne der Wüste in meinen Fotos wiederauferstehen lassen. Die hier ausgestellten Fotos sind alle – auch und besonders die der Frauen – auf deren ausdrücklichen wünsch hin in eben dieser Komposition entstanden. Der Dank für die künstlerische Darstellung gebührt somit nicht mir, sondern den abgebildeten Personen, die sich in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld hier gewissermaßen selbst darstellen.

 

Wolfgang Bitterle im März 2001

 

Folgende Ausstellungen habe ich mit diesen Bildern bereits gemacht:

 

Galerie Orient lights in Wesel Nordheide 2001

AMH Harburg 2002

Wasserturm Lüneburg 2003

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